NATURA VIVA
Atmen im Yonder
Die Serie „Natura viva“, deren Titel spielerisch um die gewohnte Genre-Bezeichnung kreist, die nicht das Leben, sondern den Tod in den Namen nimmt, schreibt sich mit Licht in sinnliche Zwischenräume ein. „Das Küchenstück mit Kleingetier“ ist zweifellos eine Tochter des Stilllebens, der nature morte, wie wir sie kennen, und doch schreibt Hanna Battisti auf dem Palimpsest des Gekannten eine eigenwillige Poesie, schafft „Schönheit im Zwitter der Lücke“, wie Erika Wimmer im lyrischen Herzen dieses Buches schreibt.
Karin Dalla Torre
Nell’estate torrida dell’anno scorso un pesce rosso affiorò sull’acqua dello stagno, senza vita. Non aveva resistito al calore? Era semplicemente invecchiato e morto per debolezza, che può capitare anche ai pesci? Era bello quando lo recuperai e posi su un fondo solido, rossiccio il suo tessuto di scaglie, i suoi occhi mi fissavano. Meritava un ritratto prima di seppellirlo.
Così ebbe inizio la storia degli animaletti, che continuavano ad incrociarmi. Una volta un uccello che urtò la finestra e, ancora vivo, cadde per terra pietrificato per lo choc prima di decollare nuovamente. Poi una lucertola che zigzagando si nascose sotto la pedana. Va chiarito che a due passi da casa mia inizia il bosco, quasi un parco attraversato da tanti sentieri. Eppure parecchie piccole creature si smarriscono e si avvicinano alle case.
Questi contatti con la natura nei dintorni di casa mia fu preceduto da incontri con artisti di natura morta nel tardo barocco e nel rinascimento, pittrici che creavano le “Wunderkammern” piene di curiosità attorno al motivo del banchetto abbondante. O anche di sguardi nelle cucine con i piatti della povera gente. Gli animali sempre ebbero un ruolo importante, spesso drappeggiati come carne preparata per i piatti. Tuttora non è niente di indecente abbinare animali morti con piatti preparati per il pranzo benché la cucina asiatica spezzetta gli animali in pezzi minuscoli. Evidentemente i tempi passati adornare il tavolo con conigli e polli morti stavano per esprimere la ricchezza e importanza dei padroni di casa.
La natura morta della cucina era ed è un pezzo di storia sociale, mai sola decorazione graziosa. Esprime opulenza e gioia, ricchezza e povertà, snaturatezza e modestia abbondanza e scarsità.
Come si presenta uno spaccato di questo tipo di cucina nel presente? È questo l’interrogativo di fondo delle mie ricerche. Tanti incontri con piccole creature, vive o morte, incontri effimeri o ripetitivi, furono il mio oggetto di studio. Lo chiamo NATURA VIVA, perché si tratta di un processo vivo, mutuo, stimolato dalla curiosità e dal fascino. La conclusione non si può comprimere in una frase, ma apre lo sguardo verso nuove storie.
NATURA VIVA, questo lo siamo noi, gli esseri senzienti.
Hanna Battisti
Ein Küchenstück mit Kleingetier. Wie es begann.
Im heißen Sommer des Vorjahres dümpelte ein Goldfisch an der Wasseroberfläche im Teich. Hatte er der Hitze nicht standgehalten? War er einfach alt und schwach geworden, wie es auch unter Fischen vorkommen mag? Schön sah er aus, als ich ihn barg und auf eine feste Unterlage bettete, Rottöne im Schuppengewand, die Augen blickten mich an. Er sollte ein Portrait bekommen, bevor ich ihn begrub.
So hat es begonnen mit dem Kleingetier, das in der Folge immer wieder zu mir kam. Da ein Vogel, der gegen meine Fensterscheibe flog und daraufhin zu Boden stürzte, nicht tot, aber in langer Schockstarre, bevor er wieder abhob. Dort eine Eidechse, die zack zack unterm Türvorleger verschwand. Dazu muss ich erklären, dass nicht weit vom Haus der Wald beginnt, ein kleiner domestizierter, mit Wanderwegen durchfurchter Wald zwar, aber doch wagt sich Einiges an Kleingetier nahe an menschliche Wohnungen.
Vorausgegangen waren die Begegnungen mit den Künstlerinnen des Stilllebens im Spätbarock und der Renaissance, Malerinnen, die Wunderkammern voller Kuriositäten rund um das überbordende Mahl schufen. Oder einfache Küchenansichten mit Essensarrangements armer Leute. Tiere spielten immer eine Rolle. Tiere, drapiert in Form von zubereitetem Fleisch, Nahrung für den Menschen. Bis heute ist es nicht anstößig oder verpönt, ausgewählte tote Tiere mit Essen in Verbindung zu bringen, auch wenn die asiatische Küche dieses bis zur Unkenntlichkeit in kleinste Teile zerlegt. Offenbar war es in früheren Zeiten keine Zumutung, sondern Ausdruck von Reichtum und Bedeutung, wenn tote Hasen und Hennen den Tisch zierten.
Das Stillleben in der Küche – das Küchenstück – war und ist auch heute ein Stück Sozialgeschichte, niemals nur liebliche Dekoration. Es ist Ausdruck von Genuss und Freude, von Reichtum und Armut, von Unmäßigkeit und Zumutung, Überfluss und Kargheit.
Wie sieht das Küchenstück der Gegenwart aus? Das ist die Leitfrage meiner Recherche. Die vielen bereichernden Begegnungen mit dem Kleingetier, tot oder lebendig, wiederkehrend oder flüchtig, das ist mein Forschungsgegenstand. Ich nenne es NATURA VIVA, denn es ist ein lebendiger, wechselseitiger Prozess, der hier geschieht, angetrieben von Neugier und Faszination. Das Fazit lässt sich nicht auf den Punkt bringen, sondern öffnet das Feld für Geschichten.
HANNA BATTISTI
Natura Viva / Ein Küchenstück mit Kleingetier. Mit einer Einführung von KARIN DALLA TORRE und Poesie von ERIKA WIMMER MAZOHL, 2021
Ausstellungen
2021 Sala Thun della Torre Mirana, Trento
2021 Lanserhaus, Eppan
2022 Fotoforum West, Innsbruck